Gerade bei internationalen Scheidungen kommt es auf die Mitwirkung des anderen Ehepartners an. Gibt es keine Kooperation, kann es schwierig werden. Im Einzelfall kann die Scheidung sogar unmöglich werden.
Oftmals will ein Ehegatte mit dem ‘Kopf durch die Wand’.
Unterstützt wird solches Verhalten dann noch durch manche Anwälte, die aus dem Streit Profit ziehen wollen. Viel Streit bedeutet, maximales Honorar. Das ist so, weil sich der Verdienst des Anwalts nach dem Streitwert richtet. Streit auf allen Ebenen liegt aber gerade nicht im Interesse der Ehepartner.
Bei einem guten Anwalt steht nicht seine Einkommenssteigerung im Vordergrund, sondern der Vorteil des Mandanten. Selbst bei völlig zerstrittenen Ehepartnern gibt es die Chance, eine sachliche Ebene herzustellen. Danach können sogar schwierige Rechtsfragen friedlich gelöst werden. So können Prozesse über mehrere Instanzen vermieden werden und jeder der Ehepartner kann wieder sein eigenes geregeltes Leben führen. Einvernehmliche Regelungen sind auch im Kosteninteresse der Ehegatten.
Sie werden überrascht sein, wie überschaubar die Kosten für die reine Scheidung sind, also für den Ausspruch des Gerichts ‘die Ehe der Parteien wird geschieden’. Diese Kosten explodieren, wenn sogenannte Scheidungsfolgesachen auftauchen:
- Zugewinnausgleich
- Hausrat
- Unterhalt
- Sorgerecht
Dann kann ein Gerichtsverfahren schnell zu einer „Never-ending-story“ werden, besonders bei den Kosten.
Woran liegt es aber, dass die Fronten verhärtet sind. Oft sind nicht unterschiedliche Rechtsansichten der Grund, sondern es geht einfach darum, dem anderen Ehepartner ‘eins auszuwischen’. Nachfolgend einige Beispiele:
- Es wird ein Kind vorenthalten, zu dem der andere Elternteil fraglos ein Umgangsrecht hat.
- Es wird Unterhalt verweigert, obgleich dieser zweifellos zu zahlen ist.
- Es werden Konten aufgelöst ohne dafür Sorge zu tragen zu können, dass der andere am Ertrag beteiligt wird.
Es gibt viele kleine Gemeinheiten, welche die Atmosphäre zwischen den Ehegatten vergiften.
Ein guter Anwalt führt aus dieser Eskalation heraus. Natürlich gibt es persönliche Verletzungen. Schließlich sind die Beteiligten Menschen und keine Roboter. Aber diese Verletzungen dürfen nicht zu Maxime jeglichen Handelns werden. Vor Gericht „Rache“ zu nehmen, wird nicht gelingen. Das Gericht interessiert sich überhaupt nicht für die Gefühlslage der Beteiligten. Es kann nur nach Recht und Gesetz entscheiden und zwar völlig objektiv.
Wichtig ist es daher, ein gewisses Einvernehmen zwischen den Beteiligten herzustellen. Dies ist insbesondere bei internationalen Entscheidung wichtig. Durch vertragliche Regelung können gemäß der „Rom-III-Verordnung“ weitreichende Vereinbarungen zwischen den Beteiligten getroffen werden. Zum Beispiel können die Ehepartner das anzuwendende Scheidungsrecht wählen, wenn mehrere Rechtssysteme in Frage kommen. Erst durch diese Wahl kommt manchmal eine Scheidung überhaupt in Betracht.
Beispiel: Wenn ein Deutscher mit einer Frau philippinischer Staatsangehörigkeit verheiratet ist und beide auf den Philippinnen leben, kann ohne Rechtswahlvereinbarung keine Scheidung erfolgen. Dann würde nämlich philippinisches Recht angewendet, das die Scheidung einer einmal geschlossenen Ehe nicht vorsieht. Aufgrund der „Rom-III-Verordnung“ können die Ehepartner dieses Beispiels aber deutsches Recht wählen, wonach die Ehescheidung überhaupt erst möglich wird.
Auch viele andere Dinge lassen sich sinnvoll nur gemeinsam lösen. Die Frage des Umgangsrechts zum Beispiel. Hier muss ein Kompromiss gefunden werden, dazwischen, wie viel Umgang der eine Elternteil erwartet und wie viel Umgang der andere Elternteil zu geben bereit ist. Natürlich gibt es für all das auch gesetzliche Grundlagen und Gerichtsentscheidung, die richtungsweisend sind. Jedoch sind diese oftmals nicht auf die Bedürfnisse der Kindeseltern zugeschnitten. Eine freie Vereinbarung genügt oder entspricht dem Kindeswohl hier oftmals am besten.
Wenn die Ehepartner sich gegenseitig nur Steine in den Weg, profitiert am Ende niemand. Die gemeinsamen Kinder leiden unter dem Konflikt, der zwar auf der Paar- Ebene besteht, aber über sie – die Kinder — ausgetragen wird. Die Finanzen der Ehepartner werden in Mitleidenschaft gezogen, da teure Gerichts- und Anwaltskosten aufgebracht werden müssen. Der Rechtsfrieden lässt sich ebenfalls durch jahrelanges prozessieren nur schwer herstellen.
Daher sind die Ehegatten gut beraten, sich jeweils einen „Ruck“ zu geben und einvernehmen auf allen Ebenen herzustellen.